Die Tagungsteilnehmer begaben sich zunächst auf eine Zeitreise in die eigene Jugend. Durch mitgebrachte Fotos und Gegenstände aus den letzten 30 Jahren wurden die zurückliegenden Jugendkulturepochen wie etwa die Popper der 80er, die Raver und Hip-Hoper der 90er, die Gamer und Skater der Jahrtausendwende oder auch die aktuelle Fridays-for-future-Bewegung präsent. Dr. Martin Kempen, Pastoralpsychologe des Bistums Würzburg, ging in seinem anschließenden Impulsreferat darauf ein, dass die Begegnung mit Jugendlichen für Erwachsene immer ein interkulturelles Experiment sei. Da junge Menschen auf dem Weg des Erwachsenwerdens ihre Komfortzonen verlassen müssen, entstehen immer wieder neue Jugendkulturen. Darauf eingehen zu können verlange von Jugendarbeitern eine hohe interkulturelle Kompetenz, die sich u.a. durch eine echte Offenheit und Interesse am Anders sein ausdrückt. Das setze voraus, dass man auch als Jugendarbeiter dazu bereit sei, seine Komfortzone zu verlassen und einen großen Schritt ins Unbekannte zu wagen. Jugendliche merken es schnell, wenn man es mit ihnen und ihren Themen nicht ernst meint. Kempen ermutigte im Sinne des Philosophen Martin Buber „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ dazu, sich gerade in der kirchlichen Jugendarbeit nicht hinter Worthülsen zu verstecken, sondern in der Begegnung mit Jugendlichen um Augenhöhe zu bemühen und so die eigene Person zum Vorschein kommen zu lassen.
In insgesamt neun verschiedenen Workshops vertieften die Teilnehmer ihren Zugang zum Thema Jugendkultur heute. Angeboten waren unter anderem „Faszination Instagram“, „Selbstversuch Ego Shooter“, „Fridays for future: wenn Jugendliche unbequem sind und ihre Meinung vertreten“, „Sucht und Konsum“, „Fremde Welten und wie wir auf andere Kulturen reagieren“ oder „Entwicklungsprozesse im Jugendalter“. Die bewusste Einbindung junger Menschen als Workshopleitungen ermöglichte den Teilnehmern eine andere Perspektive und machte ein Verlassen der gewohnten Workshopkomfortzone eines erfahrenen Referenten notwendig. So boten bspw. 14 Schüler der Realschule Bad Brückenau und des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen an, sich verschiedene Instagramauftritte aus der kirchlichen Jugendarbeit anzuschauen und durch ihre jugendliche Brille gesehen zu bewerten.
Bei einem Podiumsgespräch zwischen dem Medienfachberater des Bezirksjugendrings Unterfranken Lambert Zumbrägel, der Diözesansekretärin der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) im Bistum Würzburg Jessica Sauer und dem 18jährigen Geschäftsführer einer Mediendienstleistungsgesellschaft André Braun wurde schnell deutlich, wie sehr junge Menschen heutzutage in digitalen Lebenswelten beheimatet sind. Auch wenn das große Spannungsfeld des Datenschutzes ernst genommen werden muss, so dürfe das kein Totschlagargument gegen die Nutzung digitaler Medien sein. „Jugendliche kommunizieren digital. Wenn Akteure der Jugendarbeit Anschlussfähig bleiben wollen, dann müssen sie ihre bisher gewohnte Komfortzone der analogen Kommunikation verlassen“, erläutert André Braun. „Digitale Medien werden immer wichtiger. Die Ausrede, dafür zu alt zu sein, zählt nicht mehr. Digitale Kommunikation wird uns alle bis zu unserem Lebensende begleiten.“, ergänzt Zumbrägel. Für die Jugendarbeitspraktikerin Jessica Sauer war es wichtig zu betonen, dass man zwischen der gewohnten analogen Kommunikation und den neuen digitalen Möglichkeiten keine Grenze ziehen dürfe: „Es muss immer ein 'sowohl als auch' sein. Mit 'entweder oder' kommen wir nicht weiter. In der Jugendarbeit brauchen wir digitale Kommunikation um anschließend die Erfahrung gewinnbringender menschlicher Begegnung zu ermöglichen“.
Anna Stankiewicz vom Leitungsteam der kirchlichen Jugendarbeit im Bistum Würzburg plädierte am Tagungsende noch einmal für eine Begegnung mit jungen Menschen auf Augenhöhe: „Dazu gehört es, dass wir mit Jugendlichen in Kontakt treten, unsere Fragen stellen und ihnen zuhören. Natürlich heißt das auch, neue Wege zu gehen und sich auf neue Herausforderungen einzulassen“.
Ein Höhepunkt war für viele der gemeinsame Gottesdienst mit Diözesanjugendseelsorger Schwab und der eigens zusammengestellten JuSeTa-Band. Welche Bedeutung es hat, seinen Komfortbereich einmal zu verlassen, wurde hierbei für die Tagungsteilnehmer deutlich: Begleitet von eisigem Rhönwind begann der Gottesdienst am Lagerfeuer im Freien. Mit einem Liedruf aus Taize zogen die Tagungsteilnehmer dann in die Hauskapelle des Volkersbergs um dort die Liturgie weiterzufeiern.