Würzburg (POW) „Der Glaubensweg mit seinen vielen Phasen ist ein Weg, in dem der Herr uns immer wieder neu zuruft: Lass dich nicht hängen, bleib nicht sitzen, geh nicht unter, sondern komm.“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung beim Kiliani-Tag der Jugend am Samstagabend, 13. Juli, gesagt. In der Krypta des Würzburger Kiliansdoms feierte er einen Gottesdienst mit rund 130 Jugendlichen aus der Diözese Würzburg. Zusammen mit dem Vorbereitungsteam von „kross – Junge Kirche Schweinfurt“, dem Diözesanverband Würzburg des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der kirchlichen Jugendarbeit der Diözese (kja) stellte er den Abend unter die Einladung Jesu: „Komm!“
„Schon die ganze Woche feiert die Diözese ihre Bistumspatrone, und da gehört natürlich auch die Jugend dazu“, rief Diözesanjugendseelsorger Stephan Schwab den Jugendlichen vor dem Gottesdienst auf dem Domvorplatz zu. Die irischen Mönche hätten auf dem Festland von ihrem Glauben erzählt und seien 1300 Jahre nach ihrem Tod in Würzburg immer noch von Bedeutung. „Weil sie sich ganz schön viel zugetraut haben und ein unendliches Vertrauen in sich hatten, das einfach ansteckend und bewegend ist. Sie waren unverzagt“, sagte Schwab. Zusammen mit Bischof Franz zogen die Jugendlichen dann an den Reliquien der drei Frankenapostel vorbei in die Krypta des Doms ein.
Im Anschluss an den Gottesdienst lud Diözesanjugendseelsorger Schwab die Jugendlichen zur Begegnung in den Innenhof des Kilianeum-Haus der Jugend ein. Dort boten verschiedene Verbände und Regionalstellen nach einem kurzen Regenschauer ein buntes Mitmachprogramm an. Die Pfadfinderverbände backten unter anderem Stockbrot am Lagerfeuer, sangen mit Gitarrenbegleitung Lagerfeuerlieder. Für eine Erfrischung mit einem Eiscafé sorgte die diözesane Ministrantenarbeit, die Regionalstelle Main-Spessart schoss lustige Erinnerungsfotos. Hier ließ sich auch Bischof Franz mit Hut und Papierschnauzer mit einigen jungen Erwachsenen ablichten.
„Wir sind heute ein bisschen vom Regen und vom Rudern nass geworden“, erzählte Clara Amend (18) von den Ministranten aus Stettfeld. Sie reiste zusammen mit rund 45 weiteren Jugendlichen aus den Dekanaten Haßberge und Kitzingen mit dem Paddelboot nach Würzburg an. Sowohl die Paddelwallfahrt als auch der Gottesdienst mit dem Bischof seien ihre Highlights des Tages gewesen. Einen Tag früher angereist waren die Geschwister Kerstin (13) und Hannah Dittmann (17) von den Ministranten aus Volkach. Mit acht weiteren Ministranten zelteten sie im Garten des Priesterseminars und besuchten am Morgen noch die Festung, bevor sie zum Gottesdienst in die Krypta kamen. Die Geschwister Nathanael (15) und Salome Marx (12) aus Unterpleichfeld fanden es toll, einen Gottesdienst einmal an einem außergewöhnlichen Ort zu feiern. „Das ist schon was anderes und war mit den Lichtern echt cool“, sagte Nathanael. Florian Schwing (21) aus Büchold ließ sich ein Airbrush-Tattoo in Form eines Kreuzes auf den Unterarm sprühen. „Ich hab das Kreuz ausgewählt, weil das für meinen Glauben steht“, erzählte er. Florian fand es schön, dass zum Kiliani-Tag der Jugend so viele junge Menschen gekommen sind. Vom Gottesdienst nimmt er für sich mit: „Es gibt immer Höhen und Tiefen, wichtig ist, dass Gott uns nicht vergisst und immer bei einem ist.“
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst in der Krypta von "chor@kross", dem Chor von "kross – Junge Kirche Schweinfurt".
Zur Einstimmung auf das Evangelium sahen die jungen Gläubigen auf zwei Bildschirmen einen Ausschnitt aus dem Film „Die Hütte“. In dem Film geht es um einen Familienvater, dessen Tochter ermordet wurde. Seit ihrem Tod ist der Vater in eine tiefe Depression gefallen und hinterfragt seinen Glauben. Doch dann begegnet er drei Personen, die die Dreifaltigkeit Gottes verkörpern. Mit ihnen arbeitet er das tragische Erlebnis und seine Beziehung zu Gott auf. In der gezeigten Szene, saß der Familienvater in einem Ruderboot, das unterzugehen drohte. Eine der drei Personen, Jesus, kam zu ihm und ermutigte den Familienvater, aus dem Boot auszusteigen und mit ihm über das Wasser zu laufen. Dieser Filmausschnitt ähnelte dem Matthäusevangelium, in dem Jesus mit dem zuerst zweifelnden Petrus über das Wasser läuft.
„Das Evangelium lässt sich wie eine Beschreibung des Glaubensweges von uns Menschen lesen“, sagte der Bischof. Dieser Glaubensweg bestehe aus verschiedenen Phasen. „Die erste Phase kennen wir als Kinder. Das ist der Glaube an Gott, der uns behütet und vor allem Bösen bewahrt. So haben wir alle hoffentlich den Glauben kennengelernt.“ Doch viele Menschen kämen in ihrem Leben auch einmal mit dem Glauben ins Wanken, vor allem dann, wenn jemand etwas Schlimmes erfahre. In dieser Phase der Ernüchterung sei Gott immer noch da. „Es ist nicht so, dass dem, der glaubt, nichts passieren würde im Leben. Wir alle kennen diese Enttäuschung, diesen Zweifel und die Angst, von Gott allein gelassen zu werden“, sagte der Bischof. Im Glauben gebe es Höhen und Tiefen, das hätten ihm auch viele Menschen in der Kiliani-Wallfahrtswoche erzählt. Ehepaare berichteten von Ehekrisen, und Menschen mit Behinderung „erzählten von dem Schlimmsten, was ihnen im Leben zugestoßen ist“.
Bischof Jung legte den Jugendlichen ans Herz, gerade in solchen Situationen den Glauben immer wieder neu „aufzuwärmen“. Durch diese Prüfungen reife der Glaube. „Immer dann, wenn der Mensch meint, verlassen zu sein, zieht der Herr uns heraus und bringt uns zurück in das Boot.“ Das sei die große Zusage desjenigen, der selbst gestorben und auferstanden sei. „Er führt uns aus allen Tälern, aus aller Dunkelheit immer wieder heraus in sein Licht und in seine Hoffnung. Wir wissen, dass er uns nie aufgeben wird.“